Was sind Abnäher?
Abnäher sind eine super Sache, denn sie formen ein Kleidungsstück und geben Rundungen wie Brust, Hüfte, Taille oder auch der Schulter Platz. Dadurch kann sich das Kleidungsstück besser an deinen Körper schmiegen. Diese besondere Naht entsteht indem man eine Falte (oder Raute) keilförmig abnäht. Wie das genau geht zeige ich dir in diesem Tutorial.
Der Abnäher im Schnittmuster
Wenn ein Schnittmuster Abnäher enthält, sind sie als Keil eingezeichnet. Taillenabnäher sehen aus wie eine langgezogene Raute.
Wichtig ist, dass du den Abnäher genau so wie er im Schnitt eingezeichnet ist, auch auf deinen Stoff überträgst. Du siehst, dass der Abnäher am offenen Ende ein kleines “Dach” hat (rot markiert). Das darfst du auf keinen Fall abschneiden, sonst fehlt dir dieses Stoffeckchen beim Nähen der Seitennaht.
Klassische Stellen für Abnäher findest du in dieser Skizze.
Von links: Brustabnäher, Hüftabnäher, Taillenabnäher.
Am Oberteil können sich auch mehrere Abnäher befinden, aber auch auch Stellen wie Ellenbogen und Knie, die Bewegungsfreiheit brauchen, können Abnäher Sinn machen. Ein Schnitt wird entsprechend konstruiert und die Abnäher sind im Schnitt enthalten.. Das Prinzip und die Verarbeitung ist in der Regel immer gleich.
Je stärker die Rundung, desto breiter ist der Abnäher. Für eine große Oberweite braucht es also einen großen Abnäher.
Abnäher übertragen auf den Stoff
Wenn du das Schnittteil mit einem oder mehreren Abnähern auf den Stoff überträgst, dann arbeite möglichst genau. Das lohnt sich immer! Stecke dein Schnittteil auf die linke Seite des Stoffs und schneide es zu. Bevor du das Schnittteil vom Stoff wieder wegnimmst, übertrage die Abnäher.
Methode 1:
Ich markiere mir gerne die Spitze des Abnähers mit einer Stecknadel und den Anfang mit zwei kleinen Knipsen, damit ich mir im Anschluss anhand dieser drei Punkte den Abnäher nachzeichnen kann.
Anschließend hebe ich vorsichtig das Schnittteil hoch und stecke dort wo die erste Nadel die Spitze markiert eine weitere Nadel hin, damit ich anschließend das Schnittmuster wegnehmen kann. So kannst du auch den Abnäher auf der anderen Seite markieren, falls du das Schnittmuster im Bruch zugeschnitten hast.
Methode 2:
Du kannst aber auch diesen Kniff anwenden: schneide einen Schenkel des Keils am Schnittmuster auf und falte den Abnäher sauber zur Seite. Nun kannst du den Keil mit Schneiderkreide oder Zaubermarker einzeichnen. Verfahre auf der anderen Seite genauso.
Zeichne dir nun am besten noch eine Mittellinie in den Abnäher, damit du weißt, wo du den Stoff falten musst.
Abnäher nähen
Wichtig: Abnäher sind immer mit geraden Linien und spitzem Winkel eingezeichnet. Das entspricht nicht ganz unseren Körperformen. Die Brust endet ja nicht in einer Spitze wie bei einer Tüte sondern in einer weichen Rundung. Beim Nähen ist es also wichtig, die Spitze des Abnähers weich auslaufen zu lassen um genau diese “Tüten” zu vermeiden.
Hier siehst du, wie der Stoff im Brustbereich bereits eine Form erhält, aber eben auch, dass der Abnäher etwas spitz daher kommt. Wie du das vermeiden kannst zeige ich dir jetzt.
Falte den Abnäher sauber an der Mittellinie rechts auf rechts und stecke ihn gut fest. Markiere dir mit einer Stecknadel quer die Spitze des Abnähers und mache dir 0,5 cm davor noch eine kleine Markierung.
Nähe immer zur Spitze hin! Mit kleinem Stich (2-2,5) und unauffälligem Garn (ich habe hier dunkles Garn verwendet, damit du die Naht besser erkennen kannst).
Verriegle die Naht am Anfang, jedoch nicht an der Spitze. Ab der kleinen Markierung 0,5 cm vor dem Ende des Abnähers lässt du die Naht weich auslaufen, das heißt, du nähst mit einem Stich aus dem Stoff raus. Lass noch ca. 15 cm Fäden hängen, damit du sie leicht verknoten kannst.
Abnäher bügeln
Auch wenn bügeln nicht zu deiner Lieblingsbeschäftigung gehört, ist es ein Muss bei Abnähern.
Nachdem du deinen Abnäher genäht hast, bügle die Naht vorsichtig bis zur Spitze.
Bügle dann den Brustabnäher nach oben indem du mit dem Bügeleisen nur die Naht in die gewünschte Richtung bügelst, damit sich die Falte nicht durchdrücken kann in das Vorderteil. Vertikale Abnäher werden zur Körpermitte hin gebügelt.
Da wir mit dem Abnäher dem Kleidungsstück eine Form geben wollen, machen wir das auch beim Bügeln. Es gibt spezielle Bügeleier und anderes Bügelzubehör um Rundungen einzubügeln. Wenn es dir wie mir geht und du so etwas nicht besitzt, kannst du auf ein fest zusammengerolltes kleines Handtuch zurückgreifen und die Abnäherspitze darauf mit Dampf schön rundbügeln.
Um Abnäher zu üben eignet sich das Sorbetto Top hervorragend. Es braucht nur wenig Stoff und ist kostenlos zu haben.
Taillenabnäher
Ein Taillenabnäher ist im Prinzip gleich wie ein einfacher Abnäher, nur mit dem Unterschied, dass er in zwei Richtungen verläuft: nach oben und nach unten, damit das Kleidungsstück sich dem Verlauf der Taille anpasst. An der breitesten Stelle machst du aus der Ecke eine leichte Rundung (s. Abbildung unten: gestrichelte rote Linie).
Beim Nähen ist es wichtig, wieder von der breitesten Stelle auszugehen und von dort zur Spitze hin zu nähen. Man setzt die Naht also von der Mitte an und näht einmal zur oberen Spitze und setzt dann erneut an und näht zur unteren Spitze hin.
Wenn der Abnäher recht groß ist, wird die Nahtzugabe vor dem Bügeln bis ca. 2 cm vor der Spitze aufgeschnitten und aufgebügelt, weil er sich so besser legt.
Bei Fragen kommentiere gerne unter diesem Blogbeitrag.
Für das Top habe ich einen Viskoseleinen von Alles für Selbermacher verwendet. (Werbung unbeauftragt)
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