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Heute geht es um gewebte Stoffe, die sich für Blusen und eigentlich auch für die meisten Sommerkleider eignen.
Gemeinsam mit Petra Hofer von pepelinchen.de gehen wir zuerst auf die 3 verschiedenen Webarten ein, dann auf die Fasern und die gängigsten Stoffe.
Leinwandbindung
Senkrechte Fäden nennt man Kettfäden, durch die mit dem Schiffchen der Schussfaden hindurchgewebt wird (erinnert an den kleinen Webrahmen, den wir in der Schule benutzt haben).
Kommt z. B. bei bekannten Stoffen wie Batist und Popline vor.
Köperbindung
Diese Bindung ist charakteristisch für die diagonal verlaufenden Rippen bei Jeans. Es wird der Schussfaden durch 3, 4 oder 5 Kettfäden hindurchgewebt. In der nächsten Reihe versetzt sich das jeweils um einen Kettfaden und erzeugt so diesen diagonalen Effekt.
Atlasbindung
Kennt man klassischerweise von Satinstoffen und wird daher auch Satinbindung genannt. Jeder Schussfaden wird gleichmäßig über 4 Kettfäden genommen. Dadurch, dass sehr dünne Fäden genutzt werden, entsteht die glänzende Oberfläche und eine matte Rückseite.
Fäden/Garn
Die Fasern für ein Garn werden unterschiedlich stark verdrillt bzw. verdreht, je nachdem um welche Faser es sich handelt und welche Eigenschaften der Stoff später haben soll. Es entstehen unterschiedlich lockere oder feste Fäden.
Stoffgrammatur
Damit ist gemeint, wieviel ein Stoff auf einen Quadratmeter bzw. laufenden Meter wiegt.
Die verschiedenen Fasern und Stoffe
Baumwolle
Diese Faser lässt sich oftmals am einfachsten verarbeiten. Sie wird zu Fäden versponnen und kann weiterverarbeitet werden. Baumwolle kann viel Feuchtigkeit aufnehmen und verträgt hohe Temperaturen, wobei nicht jede Farbe eine heiße Wäsche verträgt. Der Nachteil ist, dass Baumwolle knittert.
Popeline
hat eine Grammatur von 120g/qm. Man sieht eine kaum merkliche Rippenstruktur. Es werden doppelt so viele Kettfäden wie Schussfäden genutzt. Der Stoff ist robuster und vergleichsweise fest. Er eignet sich für klassische Hemdblusen. Die Stoffart ist nicht flutschig und lässt sich gut unter der Nähmaschine transportieren. Ein guter Einsteigerstoff.
Batist
Ist ebenfalls in Leinwandbindung hergestellt. Er ist aus dünnerem und weicherem Material hergestellt. Stofftaschentücher waren früher eine klassische Verwendung für Baumwollbatist. Auch für Unterkleider im Sommer geeignet, sowie für Blusen.
Chambray
Ein etwas fester vom Stoff (115g/qm). Das besondere Kennzeichen ist ein weißer Schussfaden mit farbigen Kettfäden. Ein Stoff, der gerne für Hemdblusen und -kleider in Jeansoptik verwendet wird. Er hat eine melierte Optik, wirkt unregelmäßig und lebt. Kann man gut zu einem zeitlosen Stück verarbeiten.
Double-Gauze
Ein locker verwebter Stoff der locker auf der Haut liegt, sich fluffig anfühlt und nicht knittert. Er besteht aus 2 Schichten, die punktuell miteinander verbunden sind.
Seersucker
Kennt man von Bettwäsche. Seersucker hat eine gekräuselte Oberfläche im Wechsel mit glatter Oberfläche. Die Optik entsteht dadurch, dass die Kettfäden unterschiedlich stark gespannt sind. Als Blusenstoff ist er beliebt, weil der Stoff weniger an der Haut klebt und er positiv zerknittert aussieht.
Leinen
Hat die Eigenschaft, dass es knittert. Es ist sehr angenehm zu tragen und der Sommerstoff schlechthin. Als Blusenstoff ist er sehr gut geeignet aber auch als Kinderstoff, weil er eher schmutzunempfindlich ist. Blusen sollten in leichtem Leinenstoff genäht werden, also auf die Grammatur achten, die zwischen 80-120 gr/qm liegen sollte.
Petras Blogbeitrag zu ihrer Leinenbluse.
Leinen “Georgio”
Viskose
Naturfaser chemisch weiterverarbeitet. Aus Viskose entsteht ein weicher, glatter, fließender, flatteriger Stoff. Toll für Sommerblusen und Kleider. Das schöne an Viskose ist, dass er sich gut drapieren lässt, z. B. für gerüschte Blusen oder Volants. Die Schnitte dürfen nicht zu eng sitzen bei einer Viskose Webware. Oft hat man auch die Mischung aus Shirt und Bluse, die aus diesem Stoff genäht werden. Der Stoff erfordert eine feine Nadel und Fingerspitzengefühl unter der Nadel. Den Stoff nicht zu knapp kaufen und immer vorwaschen, weil er bis zu 10% einläuft. Viskose knittert leicht, was bei fluffigen Blusen aber weniger auffällt.
Javanaise
Gehört zur Gruppe der Viskosestoffe. Hat eine gleichmäßige Oberläche und ist atmungsaktiv. Er kommt von der Insel Java. Ein Buchtipp hierfür ist das Materiallexikon Stoff und Faden von Constanze Derham, wo man viel über die geschichtliche Entwicklung der Stoffe nachlesen kann auch immer mit dem Hinweis, wie und mit welcher Nadel man die einzelnen Stoffe vernähen sollte.
Lyocell (Tencel)
Gehört zu den Viskosestoffen, der Grundstoff ist ein asiatisches Eukalyptusholz. Er ist sehr samtig und sowohl als Jersey als auch als Webware erhältlich. Er gewinnt in der Konfektion immer größere Bedeutung. Viele Lyocells haben eine Jeansoptik. Eine Eigenschaft des Stoffes ist, dass er viel Feuchigkeit aufnehmen kann und die Farbe wesentlich besser behält als Baumwolle. Das Tragegefühl ist sehr angenehm.
Crèpe Georgette
Kann aus Viskose, Polyester oder Seide hergestellt werden. Die Crèpestoffe sind aus überdrehten Fäden gewebt. Sie haben eine sandige, körnige Struktur und sind schwieriger zu vernähen. Man kann typischerweise eine Kofferbluse daraus nähen, die bügelfrei ist. Tipps beim Zuscheiden: zwischen zwei Lagen legen, mit Rollschneider arbeiten. Feines Nähgarn, kleine Stichlänge und eine feine Nadel. Mit Stärke kann man den Stoff eventuell bändigen.
Chiffon
Fühlt sich ebenfalls sandig an, ist aber sehr durchscheinend. Kann für eine Strandbluse genutzt werden.
Seide
Edles Blusenmaterial von den Raupen des Maulbärspinners gesponnen. Die Raupe rollt sich in diesen kilometerlangen Faden ein, der später zu Seide verarbeitet wird. Auch bei Seide gibt es unterschiedliche Grammaturen, wobei sich für Blusen wieder die leichtere Ware eignet. Seide kühlt und wärmt zugleich, kann also auch im Winter gut getragen werden.
Polyester
Es gibt reine Polyester-Blusen, aber es kann auch beigemischt sein. Polyester verringert das Knittern, kann also auch angenehm sein. Bei hochwertigen Stoffen erinnert er an Seide. Chiffons sind überwiegend aus Polyester.
Kommentare
Spannend anzuhören!
Ein Tipp für die Verwendung von alten Taschentüchern: ich habe aus ganz vielen Taschentüchern und anderen alten Stoffen aus dem Haushalt meiner Großeltern einen Quilt genäht.. lauter Dreiecke, immer abwechselnd ein dunkles, ein helles. In Blautönen. Dr Quilt hat mein Bruder zur Hochzeit bekommen.
Vielen Dank für deine interessanten Podcasts! Es macht mir immer viel Freude sie anzuhören.
In diesem Podcast habe ich die Erwähnung von “Wildseide” oder “Tussahseide” vermißt. Das ist eine Seide von wild lebenden Faltern (Eichenseidenspinnern), bei denen die Kokons erst gesammelt werden, wenn die Falter bereits geschlüpft sind. Hier muß also kein Tier getötet werden um die Seide zu bekommen. Sie ist allerdings nicht so fein, glatt und schimmernd wie die “normale” Seide der Maulbeerspinner, sondern weist Verdickungen auf und ist nicht reinweiß.