Episode #64: Vom Hobby zum Business mit der Komplizin Dana Lübke

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Hallo, heute habe ich einen Gast. Es ist Dana Lübke, vielleicht besser bekannt als “Die Komplizin“. Sie hat einen Stoffladen in Weil mit einem ungewöhnlichen Konzept. Wie sie dahin gekommen ist und es ein florierendes Geschäft werden konnte, ist heute unser Thema. Sie hat alle Schwierigkeiten mit viel Mut bewältigt.

Ich kenne Dana über das Netz und habe ihren Blog gerne gelesen, da sie ihre Outfits gekonnt und kreativ zusammengestellt hat. Kennengelernt haben wir uns 2010.


Wie sah dein Leben aus, bevor du dein eigenes Geschäft eröffnet hast?

“Ich war bereits 47, als ich mein Geschäft eröffnet habe. Alles andere spielte sich vorher ab. Mit 9 Jahren habe ich angefangen zu nähen. Mit eigener Maschine und Equipment. Mit 15/16 habe ich bereits selbst genähte Kleidung verkauft. Es war in der DDR nicht einfach; leider konnte ich in der DDR keine Schneiderausbildung beginnen. Schneidereien gab es kaum und wenn, konnten sie sich keine Auszubildende leisten. In großen Betrieben war das Nähen Fließbandarbeit z. B. eine Woche Ärmel, eine Woche linke Beine. Ich hätte nähen können, aber ich wollte schneidern lernen. Weil ich das Land verlassen wollte, habe ich eine Ausbildung als Stewardess bei der Seereederei angefangen. Die Kontrollen waren aber so umfangreich, dass ich das Land nicht verlassen konnte. Ein paar Jahre später fiel die Mauer und es gab alles im Überfluss. Genäht habe ich dann nicht mehr. Nach der Familiengründung und Geburten der Kinder habe ich bei Deichmann 15 Jahre als Filialleiterin gearbeitet. 2004 habe ich nach der Geburt einer Tochter wieder angefangen zu nähen. Erst Kindersachen und dann, als diese nicht mehr gewünscht waren, wieder für mich.”


Wo hast du dich zu DDR-Zeiten inspirieren lassen?

“Wir haben verbotenerweise Westfernsehen gesehen. Die 80er Jahre, insbesondere die Musikszene mit Nena, Cindy Lauper u. a. waren sehr inspirierend für mich.

Als ich 2015 das Geschäft eröffnet hatte, wollte ich nur Damenstoffe anbieten. Davon ist mir abgeraten worden. Ich solle doch ein Geschäft eröffnen, wo alles verkauft wird. Das war ein großer Fehler – ich habe gemacht, was andere sagten. Aus diesem Fehler habe ich gelernt. Ich mache nicht mehr das, was andere mir sagen.”


Was war der Auslöser, dein eigenes Geschäft zu eröffnen?

“Ich habe morgens, abends und manchmal am Wochenende Nähkurse gegeben und bot auch Stoffe zum Verkauf an. Meine Nähkurse waren immer ausgebucht. Dann kam der Gedanke an ein eigenes Geschäft. Meine Nähkurse finanzieren die Ladenmiete. Ich habe einfach gemacht.

Jetzt habe ich einen Plan, wo ich hin will. Meine Entscheidungen sind aufgrund dieses Plans gezielter.”


Was treibt dich jetzt an?

“Alle Frauen dazu bewegen, sich die Garderobe selber zu nähen. Weg vom Billigkram und ständig neu kaufen. Ich möchte dazu beitragen, dass alles schöner und individueller wird. Frau soll besonders sein, nicht die gleiche Kleidung tragen wie die anderen.

Wer individuell in der DDR sein wollte, musste selber nähen.

Auch nach einem Jahr, war mein Geschäft noch nicht das, was ich mir vorgestellt habe. Die Richtung war noch unklar. Es gab bereits Routine, aber der Antrieb fehlte. Im Internet habe ich zum Thema Persönlichkeitsentwicklung recherchiert und besuchte 2017 einen Workshop bei Christian Bischof. Wie lernt man verkaufen, Persönlichkeitsentwicklung, Glaubenssätze auflösen, Die Kunst, Dein Ding zu machen. Danach fielen mir Entscheidungen einfacher.”


Hast du Bestseller bei deinen Outfitboxen?

“Einen richtigen Bestseller gibt es nicht. Tencel war in diesem Sommer der Knallerstoff. Für nächsten Sommer habe ich wieder viel Tencel geordert. Zur Zeit habe ich viele Winter- und Wollstoffe.”


Wo bist du online präsent?

“Ich habe mit Facebook angefangen und festgestellt, dass ich eine Strategie entwickeln muss. Dann entdeckte ich Instagram für mich. Allerdings dauerte es dann ca. 1 Jahr bis ich eine lohnende Reichweite erreichte.”


Wie sieht ein Tag bei Der Komplizin aus?

“Es gibt einen genauen Plan mit meiner Fotografin, was wir jeden Tag von Montag bis Freitag machen. Dieser Plan wird abgearbeitet. Montags z. B. stellen wir das Outfit of the day zusammen und drehen ein Video. Die Saletüten werden für den Verkauf am Mittwoch vorbereitet.”


Wie hat sich deine Rolle in den letzten Jahren verändert?

“Am Anfang habe ich alles alleine gemacht. Wenn du Unternehmer werden willst, musst du dich fragen, was macht ein Unternehmer? Er arbeitet nicht im Unternehmen sondern am Unternehmen. Da bin ich noch nicht. Am Unternehmen arbeiten ist mein großes Ziel. Angefangen habe ich damit, dass ich alles an Arbeit abgegeben habe, was ich nicht möchte, bzw. mich viel Zeit kostet wie z. B. Pakete packen, Marketing, Buchhaltung. Das fiel mir nicht schwer, da es nicht meine Kernkompetenz ist. Jetzt habe ich 4 Mitarbeiterinnen.”


Gibt es ein Motto, welches dich motiviert?

“Ich habe kein Motto, dafür Rituale, die ich jeden Morgen ausführe. Nach dem Aufstehen mache ich 20 Liegestütze, um eine Haltung zu bekommen. Meine für mich besonderen Sätze sind: Ich bin ein Geschenk für die Welt, ich bin gut wie ich bin und das ich mir erlauben darf, auch einmal Fehler zu machen und ich nicht immer perfekt sein muss. Diese Sätze machen etwas mit mir. Negative Dinge an mich heran zu lassen, ohne mir zu sagen, dass ich toll bin, macht depressiv.

Ich kann nicht allen gefallen, aber ich kann kontrollieren, ob und wie mich ein negativer Kommentar herunter zieht. Ich bin erst erfolgreich, wenn ich negatives Feedback bekomme. Erst dann habe ich Aufmerksamkeit.”

Wie hat sich deine Rolle in der Familie geändert?

“Ich trenne Beruf und Familie. Wir essen Mittags zusammen, dann kommt das Nachmittagsprogramm für die Kinder und am Abend arbeite ich weiter. Mein Ehemann erledigt die Buchhaltung und ist mein bester Berater. Ich bekomme wertvolle Tipps von ihm. Um auch einen anderen Blick zu bekommen, treffe ich eine Mastermindgruppe 1 x im Monat. Die Mitglieder sind aus verschiedenen Branchen und helfen mir mit ihren Tipps nicht betriebsblind zu werden.”


Wie viel Prozent deiner Kleidung ist selbst genäht?

“98 %, ausgenommen Unterwäsche und Socken. Ich lebe und arbeite nach Pareto. Ich decke mit 20 % meiner Kleidung 80 % meiner Outfits ab. Ich sortiere meine Kleidung regelmäßig aus.”


Verkaufst du selbst genähte Kleidung?

“Nach unseren Schnittmustern genähte Musterstücke hängen im Laden und werden auch verkauft. Meine getragenen Sachen verkaufe ich auch. Wir arbeiten in einem Gewerbegebiet und dürfen leider keine Öffnungszeiten wie der Einzelhandel haben. Wir haben Montag bis Freitag von 10:00-12:00 Uhr und jeden 1. Samstag im Monat von 10:00-14:00 Uhr geöffnet.”


Hat sich dein Stil geändert?

“Auf jeden Fall. Vor 10 Jahren trug ich kunterbunte Sachen. Ich mag es immer noch farbenfroh, aber ich trage auch gerne Unis. Allzu bunt ist vorbei. Ich habe mich verändert und will das Kunterbunte nicht mehr. Heute habe ich ein klares Ziel vor Augen. Ich habe in den 4 Jahren meines eigenen Geschäftes so viel gelernt, wie mein ganzes Leben nicht. Ich möchte viel selber wissen und können wie z. B. Videodreh.”


Fragen der Zuschauer:


Wie soll ich deine Schnitte anpassen?

“Das ist schwierig im Podcast zu erklären. Videos mit Schnittanpassung haben wir auf YouTube hochgeladen.”


Wie ist das Verhältnis zwischen strategischer Planung und Bauchgefühl?

“Ich entscheide nach Bauchgefühl. Das habe ich gelernt, vertraue deinem Bauch und nicht deinem Kopf.”


Hast Du noch einen Rat für Frauen, die sich überlegen, ein eigenes Geschäft aufzumachen?

“Einfach machen! Mutig sein und du musst für deinen Traum brennen, dann kann nichts passieren. Und immer einen Schritt nach dem anderen.”

Liebe Dana, ich danke dir für das Gespräch und freue mich, wenn wir uns mal wieder persönlich treffen.

Ich denke, dass das eine interessante Episode war und ich freue mich, über Feedback. Solltest du noch Fragen haben, beantworte ich diese gerne. Ich möchte dich noch auf ein kostenloses Webinar am 18.11.2019 um 20:00 Uhr hinweisen. Es geht um die Näh deinen Stil Camps. Dort wirst du die Gelegenheit haben, die Workshopleiterinnen kennen zu lernen. Sie werden sich und ihren Workshop live vorstellen. Du kannst Fragen stellen und sie werden direkt beantwortet. Zum Webinar kannst du dich hier direkt anmelden.

Danke, dass du zugehört hast.

Liebe Grüße

Elke

 

Am 26.12.2019 können wir wieder Anmeldungen zum Näh deinen Stil Club annehmen. Du kannst dich jetzt schon auf die Warteliste setzen und dir somit einen Platz sichern. Ich freue mich auf dich!

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