#144: Radikales Ausmisten und Nachhaltigkeit: Widerspruch oder Chance?

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Bevor ich heute mit dem Inhalt dieser Episode starte, möchte ich dir kurz erzählen, dass mir die künstliche Intelligenz Chat GPT bei der Findung des Titels für diese Folge geholfen hat. Hast du es schon ausprobiert? Ich finde dieses Tool wahnsinnig hilfreich bei solchen kreativen Prozessen. Ich habe verschiedene Titel, die ich mir schon ausgedacht hatte in den Chat gegeben und nach weiteren Vorschlägen gefragt. Aus den Vorschlägen habe ich mir dann 3 rausgesucht und selbst noch etwas daran herumgespielt bis ich zufrieden war. Es war fast wie ein Brainstorming per Chat mit einem anderen Menschen. 

Verrückt, oder? Wenn du offen für solche Spielereien bist, dann Probiere es unbedingt mal aus. Noch ist es kostenlos. Einfach mal Chat GPT bei Google eingeben und dann anmelden.

In der heutigen Folge geht es um das Thema Kleiderschrank radikal ausmisten und Nachhaltigkeit. Muss das ein Wiederspruch sein oder sehe ich auch Chancen darin?

Eine spannende Frage, denn was passiert am häufigsten mit aussortierten Teilen? Man möchte sie in der Regel so schnell wie möglich loswerden, weil die mit Textilien vollgestopften Plasiktüten sonst nur störend irgendwo herumstehen. Und bevor du anfängst, sie doch wieder aufzuknoten, weil du dich von etwas nicht trennen kannst, sollen sie lieber aus den Augen aus dem Sinn sein.

Positiver Trend zu Nachhaltigkeit, aber…

Ich habe mir kürzlich den aktuellen Greenpeace Report „Nachhaltigkeit ist tragbar“ durchgelesen. 

In diesem Report geht es darum, wie nachhaltig oder auch nicht, deutsche Haushalte sich verhalten, wenn es um Kleidung geht. Wie voll sind die Kleiderschränke? Die Basis ist eine repräsentative Umfrage. Da schon 2015 ein ähnlicher Report erstellt wurde, können hier auch Veränderungen im Verhalten betrachtet werden.

Ich lese dir mal aus der Einleitung ein paar Zeilen vor, damit du einen Eindruck davon bekommst, wie die Entwicklung gerade verläuft. Für Details kannst du dir den gesamten Report als PDF kostenlos herunterladen und durchlesen.

„Nachhaltigkeit ist beim Kauf erstmals wichtiger geworden als der Preis. Auch die Bereitschaft das eigene Verhalten zu ändern ist durch alle Altersgruppen hinweg bei der Mehrheit der gefragten Alternativen zum Neukauf gestiegen. So sind heute schon zwei Drittel der Bevölkerung (66%) bereit, weniger neue Kleidung zu kaufen – und die überwie- gende Mehrheit von 89% hat vor, vorhande- ne Kleidung länger zu tragen. Zudem ist der Klima- und Umweltschutz für deutlich mehr als die Hälfte der Bevölkerung ein wichtiger Beweggrund für einen nachhaltigeren Umgang mit Mode geworden. Dieses neue Bewusstsein hat bereits Eingang im deut- schen Alltagsverhalten gefunden: Denn selbst wenn immer noch hauptsächlich neu gekauft wird und viele Kleider nur wenig und kurz getragen werden, haben die Deutschen dennoch bereits 6,5% weniger Kleider im Schrank als noch 2015, und sie behalten die einzelnen Stücke deutlich länger bevor aussortiert wird.“

Ein positiver Trend also. 

Auch wenn hier die Anzahl der Kleidungsstücke berücksichtigt wird, weiß ich nicht wie positiv dieser Trend anzusehen ist. Denn wo sind die 6.5 % weniger Kleidungsstücke seit 2015 gelandet? Vermutlich auf einer Müllhalde in Afrika.

Die Grundtendenz ist schon mal besser als vor 7 Jahren, aber gerade in Sachen Reparatur ist noch viel Luft nach oben. Ich glaube das ist echt ein Thema, zu dem ich eine eigene Folge machen kann.

Was sagt die Anzahl der Kleidungsstücke aus?

Was mir immer wieder durch den Kopf geht ist: wie wichtig ist die Anzahl der Kleidungsstücke im Schrank? Mir ist es ja auch wichtig, die Übersicht im Schrank zu behalten, aber welcher Kleiderschrank ist nachhaltiger?

  1. einer mit 50 Teilen
  2. Einer mit 200 Teilen

Das Ding ist, diese Frage lässt sich nicht anhand der Zahlen beantworten. Ich kann zwar durchgehend 50 Teile im Schrank haben, die jedoch immer durchgewechselt werden mit den immer neuesten Trends. Im Gegenzug dazu könnte der mit den 200 Teilen Kleidung beinhalten, die nur aus Second Hand Shops kuratieren wurde und schon seit 20 Jahren getragen wird. 

Laut Greenpeace Report haben deutsche Frauen im Schnitt 107 Kleidungsstücke im Schrank. Ich habe dann mal angefangen zu zählen und habe aufgehört als ich über 107 war. Ich liege mit meiner Garderobe also über dem Durchschnitt. Schock! Und ich dachte immer, dass meine Garderobe minimalistisch sei. 

Natürlich könnte ich jetzt hingehen und Sachen aussortieren, damit ich weniger im Schrank habe, aber hätten wir dadurch etwas gewonnen? Wenn ich Abnehmerinnen für meine Sachen finde, die sie weiter tragen, wäre es ja gleich. Wenn ich niemanden fände, bliebe ja nur der Altkleidersack und wo die Sachen landen, ist ja bekannt. Hätten wir damit etwas gewonnen? 

Ideal ist es, wenn Kleidung möglichst lange im Kreislauf bleibt. Daher habe ich auch schon häufiger Kleidung bei Kleinanzeigen verschenkt. Ich denke mir, wenn sich jemand die Mühe macht herzukommen, um die Sachen abzuholen oder Versandkosten zu übernehmen, dann ist ja ein Interesse da, die Kleidungsstücke zu nutzen. 

Um noch mal auf das Beispiel mit dem 50- und 200-teiligen Schrank zurückzukommen: wenn die 200 Teile immer wieder bei einer Kleidertauschparty wechseln, dann bleibt der Kreislauf der Teile erhalten und es ist ökologisch betrachtet egal, ob das Teil bei Frau Müller oder Frau Meier im Kleiderschrank hängt. Außer die Teile werden von einem Kontinent zum nächsten geschickt. Dann hakt mein Argument natürlich etwas. 

Radikal ausmisten, was bedeutet das?

In der anstehenden Kleiderschrank-Challenge im Näh deinen Stil Club werden wir alle Bereiche des Kleiderschranks und was sonst noch so dezentral dazugehört wie Mützen in der Diele und Stiefel im Keller ausräumen, durchstreifen und wieder geordnet einräumen. Dabei fällt bei eigentlich fast jeder Teilnehmerin etwas an, das nicht mehr zurückgehängt wird. Das kann aus verschiedenen Gründen sein. Es passt nicht mehr, ist verschlissen, gefällt nicht mehr, der Anlass dafür fehlt, man fühlt sich nicht mehr danach, etc. 

Nun ist es vermutlich etwas typabhängig wie radikal ausgemistet wird oder auch nach welcher Philosophie man ausmistet. Muss ein Teil a la Marie Kondo „Joy sparken“? Oder wie gehst du vor, wenn du ausmistest?

Im Näh deinen Stil Club und in unseren Kursen erleben wir die unterschiedlichsten Ausprägungen des Ausmistens. Die eine Frau hat innerhalb von 6 Monaten fast die komplette Garderobe ausgewechselt nachdem sie ihren Farb- und Stiltyp kennengelernt hat, die andere trägt noch alles auf bis es auseinanderfällt und ersetzt erst dann die verschlissenen Kleidungsstücke durch bessere zu ihrem Farb- und Stiltyp passende.

Was ist nachhaltiger? 

Es kommt wie am Anfang schon erwähnt, darauf an, wie sich die Teile zusammensetzen. Hat die schnelle Stilumsetzerin ihre neuen Teile durch Tauschgeschäfte gefunden und nun sind beide Besitzerinnen mit ihrer Garderobe glücklicher als zuvor? Oder wurden die alten Teile weggeworfen und in einem Fast Fashion Modehaus neu gekauft? Man kann es nicht so pauschal sagen und mein Punkt ist, dass du dein Kaufverhalten und deine Garderobe immer hinterfragen darfst, aber dass nicht die Anzahl deiner Kleidungsstücke darüber entscheidet, wie nachhaltig deine Garderobe ist. 

Alternativen zum Altkleidercontainer

Wir empfehlen beim Ausmisten des Kleiderschranks immer verschiedene Körbe oder Kartons bereitzuhalten:

  • Kann weg, weil kaputt
  • Reparieren
  • Verschenken
  • Verkaufen
  • Bin mir unsicher

Manche Dinge sind irgendwann einfach kaputt und können nicht mehr getragen werden. Wer näht, kann sich noch fragen, ob sich Teile wiederverwerten lassen, wie z. B.: Knöpfe, Reißverschlüsse, Stoffstücke, etc. 

Reparieren, Verschenken und Verkaufen sind selbsterklärend, aber die „bin mir unsicher Kiste“ sollte aus meiner Sicht behalten werden. Gerne dort, wo du sie nicht siehst. Unter dem Bett, auf dem Dachboden oder im Keller. Setze dir eine Erinnerung für in 6 Monaten und schau wieder rein. Möchtest du doch wieder ein Teil in deine Garderobe integrieren, weil du jetzt neue Ideen hast, wie du sie kombinieren könntest? Das ist nämlich etwas, das wir bei unseren Teilnehmerinnen sehen. Sie misten aus und im besten Fall behalten sie die Vielleicht-Teile. Monate später werden sie wieder hervorgeholt und durch die Stilentwicklung, die sie zwischenzeitlich hingelegt haben, können sie viel gezielter Kleidung kombinieren und haben ganz andere Ideen dazu. 

Oder es stellt sich heraus, dass du das wollweiße Sweatshirt färben möchtest oder es mit einer farblich passenden Bluse drunter tragen willst, wo der Kragen hervorblitzt und deinen Farbtyp unterstreicht. 

Hier ist einfach mehr möglich, als du zu Beginn deiner Stilreise denkst. 

Zu dem Thema habe ich eine eigene Podcastfolge: #110 6 Tipps, wie du deine Garderobe während der Stilfindung nutzen kannst.

Ausmisten und Nachhaltigkeit

Du siehst, dass sich ausmisten und Nachhaltigkeit nicht widersprechen müssen und dass der Blick auf den Kleiderkreislauf Chancen eröffnet. Second Hand Kleidung zu kaufen ist nichts Neues, war aber lange Jahre gefühlt verpönt und etwas für Leute, die sich neue Kleidung nicht leisten können. 

In den Sommerferien war eine Freundin eines meiner Söhne zu Gast und sie hatte einen echt coolen Style, der nur aus Second Hand Teilen bestand. Wir waren dann auch auf einem Flohmarkt und dort hat sie auch wieder zugeschlagen. Eine neue Jeans für 3 Euro. Mein einer Sohn kauft auch viel bei Vinted, aber nicht unbedingt, um Geld zu sparen, sondern um Teile zu tragen, die sonst (kaum jemand) hat. 

Second Hand Kleidung ist total angesagt bei jüngeren Menschen. Hier kommen aus meiner Sicht der Wunsch nach Nachhaltigkeit und Individualität zusammen. Hier werden Vintage Designerteile mit H&M Teilen kombiniert. Da werden Schuhe mit dem besten Kumpel getauscht oder Sachen im Freundeskreis weiterverkauft. 

Ich glaube von dieser Einstellung können wir uns alle etwas abgucken und wer weiß, was dann der Trend im Greenpeace Bericht ist. 

Dass heute mehr Deutsche bereit sind, insgesamt weniger neue Kleidung zu kaufen und die vorhandene länger zu tragen, ist eine schöne Entwicklung. Entwicklungsarbeit muss aber laut Bericht noch im Bereich der Reparatur geleistet werden. Da sind wir mit unseren Nähskills sicher vielen anderen Frauen voraus. Dadurch haben wir viel mehr Möglichkeiten, Kleidung zu reparieren oder umzugestalten. Das können so Kleinigkeiten sein wie die Saum- oder Ärmellänge zu verändern oder ein komplettes Umstyling eines Kleidungsstücks.

Was ich häufig beobachte bei Frauen, die in den Club kommen, dass sie sich gar nicht dessen bewusst sind, was sie wirklich kleidet. Um bei dem Beispiel der Saumlänge zu bleiben… Ich sehe häufig, dass Hosen zu lang getragen werden von kleineren Frauen. Dann stößt die Hose auf dem Schuh auf und wirft Falten im Knöchelbereich. Im Club bekommst du einen ganz anderen Blick für diese Kleinigkeiten, die aber im Outfit einen Riesenunterschied machen.

Je besser du weißt, was dich kleidet, je besser du deinen Farb- und Stiltyp kennst und wie du die Proportionen deiner Figur gestaltest, desto nachhaltigere Entscheidungen rund um deine Mode kannst du treffen.

Unsere traditionelle Kleiderschrank-Challenge zwischen den Jahren findet auch in diesem Jahr wieder statt vom 27.-30. Dezember. Dann ist der Weihnachtsstress vorbei und es kehrt etwas Ruhe ein, die du für die Reflektion des vergangenen Jahres nutzen kannst und um deine Garderobe bereit für das kommende Jahr zu machen. So kannst du mit einem luftigen und aufgeräumten Kleiderschrank ins Neue Jahr starten. Äußere Ordnung ordnet auch die Gedanken. Das gilt übrigens auch für deinen Schreibtisch und andere Wohnbereiche.

Melde dich für den Näh deinen Stil Club bis zum 26.12. an und du bist bei der Kleiderschrank-Challenge dabei. Du kannst zum Beispiel mit einer monatlich kündbaren Mitgliedschaft starten. Diese kostet 34,90 EUR pro Monat. Probier es aus! Wir freuen uns auf dich.

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