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Woran erkennt man eine gute Stoffqualität?

Wie ärgerlich, wenn ein neues Kleidungsstück nicht lange schön bleibt, weil sich der Stoff verzieht, er die Farbe verliert, fusselt oder einfach nicht angenehm zu tragen ist. Schließlich hast du beim Planen und Nähen auch viel Zeit und Überlegung investiert.

Worauf solltest du beim Stoffkauf im Laden oder im Onlineshop achten, um Stoff mit guter Qualität zu finden und von welchen Stoffen solltest du lieber die Finger lassen?

Als leidenschaftliche Stoffkäuferin und ehemalige Stoffverkäuferin habe ich einige Tipps für dich.

Im Stoffgeschäft: sehen, knautschen, fühlen, riechen

Der Stoff verrät dir schon viel über sich, wenn du ihn genau anschaust und vor allem anfasst. Wickel ein Stück vom Ballen ab und achte dabei auf

  • eine gleichmäßige Struktur

Sind die Fäden, aus denen der Stoff gewebt oder gestrickt ist, immer gleichmäßig dick, oder entdeckst du Knötchen und Unregelmäßigkeiten, die nicht zum Design gehören?

Manche Stoffe wie zum Beispiel Leinen, Leinenimitate oder Wildseide haben mit Absicht ein rustikales Aussehen mit dickeren und dünneren Fäden – bei allen anderen Stoffen sollten die Fäden glatt und gleichmäßig sein. Halt den Stoff gegen das Licht, so kannst du Knötchen und Webfehler leicht entdecken.

  • eine gleichmäßige Musterung

Wie ist das Muster aufgedruckt ist? Ist der Druck überall gestochen scharf, auch am Rand der Stoffbahn? Verläuft das Muster parallel zur Webkante? Wenn sich der Stoff beim Bedrucken verzogen hat und das Muster daher nicht ganz gerade ist, wird es schwer, die Schnittteile im Fadenlauf zuzuschneiden, wenn gleichzeitig auch das Muster passen soll. Wenn du gestreiften oder karierten Stoff suchst, achte darauf, dass das Muster eingewebt ist, nicht nur aufgedruckt. Gedruckte Streifenstoffe sind meistens nicht besonders hochwertig.

  • der Knautschtest

Nimm eine Stoffecke in die Hand, knülle den Stoff zusammen und beobachte, wie er sich verhält: Bleiben deutlich sichtbare Knitterfalten zurück? Wenn es sich nicht gerade um Leinen handelt, sollte der Stoff nach dem Zusammendrücken wieder fast so glatt sein wie vorher.

Überleg dir, wie sich das Knittern bei deinem geplanten Projekt auswirken würde, wenn du zum Beispiel eine Hose oder ein Kleid aus dem Stoff nähen willst. Wie würde das Kleidungsstück aussehen, nachdem du eine Weile gesessen hast, und wäre das für dich akzeptabel?

  • der Fühltest

Streiche mit der Hand über beide Seiten des Stoffs. Fühlt sich der Stoff rau und fast kratzig an, auch wenn er nicht einmal aus Wolle ist? Das Kratzen kann auf eine geringe Qualität hindeuten, wenn nämlich besonders kurze Fasern verarbeitet wurden, deren Enden aus dem Stoff herausstechen. Auch das kannst du sehen, wenn du den Stoff schräg ins Licht hältst und dir die Oberfläche anschaust. So ein kratziger Stoff trägt sich nicht nur nicht besonders angenehm, er wird auch nicht lange halten.

Aber auch wenn sich die Stoffoberfläche unnatürlich glatt, fast klebrig oder wie mit Plastik beschichtet anfühlt, solltest du vorsichtig sein: Solche Stoffe, vor allem aus Baumwolle und Leinen, sind oft mit einer Appretur behandelt, die den Stoff glatter und fester und damit hochwertiger erscheinen lässt und die beim Waschen verschwinden wird.

  • bei Jersey: der Rücksprungtest

Bei Jerseystoffen ziehst du das Material ein bisschen in die Breite und beobachtest, ob er „zurückspringt“, also sich wieder auf die ursprüngliche Breite zusammenzieht. Wenn der Stoff schon auf dem Ballen sehr leicht ausleiert, wird er das als Kleidungsstück erst recht tun.

Überhaupt lohnt es sich, darauf zu achten, wie sich der Stoff an den Stellen verhält, die von den Kundinnen häufig angefasst werden. Manche Strickstoffe, Wollstoffe und Fleece bilden dort schon im Geschäft kleine Knötchen oder fusseln übermäßig – das wird mit Sicherheit nicht besser, wenn der Stoff zugeschnitten und vernäht ist!

  • der Geruchstest

Und nicht zuletzt solltest du am Stoff riechen, auch wenn sich das merkwürdig anhört. In Stoffen, die stark „nach Chemie“ riechen, ist auch viel Chemie drin, die du sicher nicht auf der Haut haben willst.

Im Onlineshop: vertraue auf Markenstoffe und Zertifizierungen

Beim Stoffkauf im Onlineshop ist die Frage nach der Qualität leider nicht so leicht zu beantworten. Viele Shops haben Eigenproduktionen oder bieten die Stoffe bestimmter, namentlich genannter Hersteller an. Wenn du hier mit einem Shop oder einem Hersteller einmal gute Erfahrungen gemacht hast, kannst du davon ausgehen, dass er zumindest versuchen wird, immer die gleiche Qualität anzubieten. Eine hundertprozentige Sicherheit gibt es dabei aber nicht – manchmal schwankt die Qualität eben doch, wenn der Hersteller seine Produktionsstätte oder seinen Rohstofflieferanten gewechselt hat.

Auch zertifizierte Bio-Stoffe sind in der Regel besonders hochwertig. Die teure Zertifizierung lohnt sich bei einem billigen Stoff nicht, und einen billigen Stoff teuer zu verkaufen kann sich der Hersteller nicht leisten, denn das würden seine Kunden, die Stoffgeschäfte, nicht akzeptieren.

Bei besonders günstigen vermeintlichen Stoffschnäppchen wäre ich online besonders vorsichtig und würde nur bestellen, wenn ich es verkraften kann, dass der Stoff dann doch nicht meinen Qualitätsvorstellungen entspricht. Während man auf dem Stoffmarkt mit Erfahrung und Fingerspitzengefühl in einem Haufen billiger Stoffe durchaus Schätze entdecken kann, ist das in einem Onlineshop Glückssache und leider gilt meistens die Regel: billige Stoffe machen keine Freude.

Dieser Artikel wurde von unserer Gastautorin Constanze Derham verfasst.

Constanze Derham ist die Autorin des “Stoff und Faden” Materiallexikons, einem Buch das in jede Näh-Bibliothek gehört! Du wolltest schon immer mal wissen, wie ein bestimmter Stoff gewebt, gewaschen oder vernäht wird? Welche Stoffe sich für welche Schnitte eignen, uvm? Genau solchen Fragen widmet sich Constanze als Stoff-Expertin u.a. auf dem Elle Puls Blog.

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