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3 typische Fehler bei der Schnittauswahl – und wie du sie vermeidest

Hast du bei der Schnittwahl schon einmal daneben gegriffen und das Projekt, auf das dich so gefreut hast, in den Sand gesetzt? Das kann an mangelnder Kenntnis über die Schnittanpassung liegen, aber das ist noch mal ein Thema für sich. In diesem Artikel stelle ich dir 3 typische Fehler bei der Schnittauswahl vor, die du durch mehr Klarheit vermeiden kannst.

Fehler #1: Du verfällst einem Hype

Wow, dieser neue Schnitt, den deine Lieblingsbloggerin da gerade gezeigt hat, sieht ja mega aus! Was für ein Stoff! Das Teil ist toll gestylt, passt und im Foto ist alles perfekt in Szene gesetzt. In den darauffolgenden Tagen ploppen immer mehr schöne Designbeispiele in Social Media auf.

Schnittauswahl

„Den Schnitt muss ich haben“, denkst du. Gedacht, gekauft, genäht…

Und dann… geweint!

Da ist sie die große Enttäuschung vor dem Spiegel. So sackig sah das Teil auf dem Foto nicht aus. Wer weiß? Vielleicht hat deine Lieblingsbloggerin den Schnitt etwas angepasst oder fürs Foto schnell mit einer Wäscheklammer auf Taille gebracht.

Das eigentliche Problem ist aber, dass du dich vom Hype hast verführen lassen. Du hast dich mehr darauf konzentriert, was an anderen toll aussieht und nicht reflektiert wie der Schnitt wohl an dir wirken könnte.

Glaub mir, das ist mir auch schon passiert. Gerade am Anfang meiner Nähprojekte habe ich mich von Bloggerinnen leiten lassen, deren Stil nicht zu mir passte. Die Kleider, die ich mir dann genäht habe, waren auch entsprechend nur mäßig im Einsatz. Eher mal unter einem Pulli oder zum Joggen…

Wie kannst du dir diese Enttäuschung ersparen? Also ganz ehrlich? Ich denke es gehört dazu, dass auch mal ein Projekt daneben geht.

Und das, was ich dir jetzt vorschlage, ist vielleicht nicht das, was du erwartest:

Räume deine Social Media Feeds auf. Die Klarheit, die du brauchst, findest du nicht in Social Media. Instagram und Co. sind der schnellste Weg, einen Knoten im Kopf zu bekommen. Du folgst mehreren Accounts, die sehr ähnliche Sachen zeigen? Dann sortiere aus. Du folgst Accounts, die zwar tolle Sachen zeigen, aber beim Anblick der Fotos hast du das Gefühl nicht mehr hinterher zu kommen? Dann sortiere aus. Sei radikal, denn jedes Foto, das du anschaust ist Lebenszeit, die an dir vorbei zieht. Nutze diese Zeit lieber herauszufinden, was du für dich brauchst und um etwas zu dir Passendes zu nähen!

Schnittauswahl

Fehler #2: Du kennst deinen Stil nicht

Je weniger du deinen Stil kennst, desto schwieriger ist es, einen Schnitt auszuwählen, der zu dir passt und in dem du dich wohl fühlst. Da du selbst nicht weißt, wohin die (Stil)Reise geht, lässt du dich von anderen (ver)führen. Und mit Stil meine ich jetzt nicht bloß das Wissen um die Schnitte, die deinen Proportionen aus analytischen Gesichtspunkten schmeicheln, sondern eine Stilrichtung. Ich erlebe es immer wieder, dass rein von der Figur eine Taillenbetonung gut aussieht, vom Stil her aber nicht so wichtig ist.

Um deinem Stil mehr auf den Grund zu gehen, ist es wichtig, dass du dich auf dich besinnst und deine Persönlichkeit erfasst.

Nimm zum Beispiel mich: ich bin sehr ruhig und überlegt, schnelle Entscheidungen sind nicht mein Ding. Ich habe viele Ideen, die aber nicht aus mir heraus sprudeln, sondern erst durch verschiedene Gänge meines Gehirns wandern müssen, bevor ich sie ausspucken kann. Ich bin ehrgeizig, was sich aber nicht in sportlichem Wettkampf, sondern eher auf intellektueller Ebene abspielt. Ich lese gerne, schnelle Sportarten waren noch nie etwas für mich. Diese Ruhe und Überlegtheit darf sich auch in meiner Kleidung spiegeln. Ruhige Farben, schlichte Schnitte mit einer gewissen Extravaganz. Matte Stoffe.

Schnittauswahl

Kleine verspielte Details oder Muster passen nicht zu mir, weil an mir einfach nichts Verspieltes ist. Ich habe das immer mal wieder versucht, weil es gerade angesagt war oder weil ich weiblicher wirken wollte, aber es hat nicht funktioniert. Genau das meine ich. Leuchtende Farben, viel Klimbim ist einfach zu viel für mich. Darin gehe ich unter. Auch eine rockige Lederjacke sieht an mir fehl am Platz aus.

Vielleicht ist es bei dir ähnlich oder aber ganz anders. Wenn du total sportlich und dynamisch bist, dann sehen an dir andere Farben und Schnitte gut aus als an mir.

Schreibe dir auf, welche Charaktereigenschaften dich auszeichnen, was du gerne machst und was du damit verbindest. Findet sich deine Persönlichkeit in deiner Garderobe wieder?

Fehler #3: Du wählst den Schnitt ohne auf die Stoffempfehlung zu achten

Gaaaaanz typischer Fehler. Hoch motiviert startest du dein Nähprojekt ohne der Stoffempfehlung allzu viel Beachtung zu schenken. Das Ergebnis macht dich nicht glücklich, weil der Stoff zu steif, zu fließend, zu grob, zu fein, zu…ist.

Ein sehr praktischer Ansatz, um die Fehlerquote zu senken: Lerne von deiner Kaufkleidung. Lies dir die Wäscheschildchen durch und mache dir dein eigenes kleines Stofflexikon, indem du dir die Materialzusammensetzung notierst und beschreibst, wie sich der Stoff anfühlt, für welches Kleidungsstück er verwendet wurde und wie er gepflegt werden sollte. Falls du ein Kleidungsstück ausrangierst, das nicht mehr so gut in Schuss ist, kannst du dir ja ein Stoffmuster ausschneiden und in dein persönliches Stofflexikon einkleben.

Schnittauswahl

Gehe ruhig auch durch Bekleidungsgeschäfte und fühle dich durch verschiedene Kleidungsstücke. Ich mache mittlerweile gerne ein Ratespiel mit mir selbst: Ich fasse ein Kleidungsstück an und überlege, aus was für einem Material es gefertigt sein könnte. Dann schaue ich ins Wäscheschild. Wenn ich richtig liege, freue ich mich und klopfe mir innerlich auf die Schulter. Wenn ich falsch liege, habe ich wieder etwas gelernt. Mittlerweile ist die Veredelung bei hochwertigen Kleidungsstücken erstaunlich. Manchmal habe ich eine Bluse in der Hand, bei der ich mir sicher bin, dass das Material aus 100% Viskose ist, um dann festzustellen, dass es sich um 100% Baumwolle handelt. Genauso habe ich bei Teilen schon gedacht es sei Baumwolle, aber es war Polyester.

Stoffkunde ist ein spannendes Thema. Nutze jede Gelegenheit zum Fühlen und Fragen! In einem guten Stoffgeschäft erfährst du vom Verkaufspersonal, wie sich die Stoffe zusammensetzen, für welche Schnitte sie sich eignen und wie sie gepflegt werden sollen. Ein toller Ratgeber ist das Materiallexikon “Stoff und Faden” von Constanze Derham im handlichen Taschenbuchformat.

Ist dir einer dieser Fehler auch schon einmal unterlaufen?

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