Episode #71: Mein Wort / Motto des Jahres 2020

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Heute geht es um ein Wort oder Motto für das Jahr 2020. Bestimmt hast du schon gehört, welcher Begriff zum Wort des Jahres 2019 gekürt wurde. Dazu schreibt Die Zeit:

Der Begriff Respektrente ist zum Wort des Jahres gewählt worden. Diese Entscheidung gab die Jury der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) in Wiesbaden bekannt. Das Wort habe das Jahr in besonderer Weise charakterisiert, begründete die GfdS ihre Entscheidung. Respektrente bezieht sich auf die geplante Einführung einer Grundrente für Männer und Frauen , die trotz langjähriger Erwerbstätigkeit nur eine geringe Rente beziehen. Der Begriff führe die besondere Fähigkeit der deutschen Sprache vor Augen, durch das Zusammensetzen von Wörtern nahezu unbegrenzt neue Wörter bilden zu können, hieß es.”

Das ist es also, das offizielle Wort des Jahres, was das Wort des kommenden Jahres sein wird, erfahren wir natürlich erst wieder in einem Jahr. Was wir aber selbst entscheiden können ist, welches Wort oder Motto wir uns für 2020 setzen. Hast du ein Motto für 2020?

Auf der Suche nach meinem Wort oder Motto für das kommende Jahr, sind folgende Ideen auf meine Liste gerutscht:

Just do it. Der Nike Slogan. Die Marke Nike an sich ist mir persönlich nicht so wichtig, es gibt ein paar ganz coole Sachen, klar, aber ich kann auch locker ohne diese auskommen. Was mir aber total gefällt ist dieser Slogan. Just do it. Augen zu und durch ohne lange drüber nachzudenken. Da ich dazu neige, viel über Entscheidungen nachzudenken, ist das schon mal ganz gut als Motto um mich durch gewisse Entscheidungen und Ängste durchzupushen.

Seit einigen Wochen mache ich ca. 6 mal die Woche morgens nach dem Frühstück oder direkt nach dem Aufstehen ein paar gymnastische Übungen zur Körperertüchtigung. Das klingt und ist jetzt nicht so aufregend und vor allem nicht so anstrengend wie High Intensity Training oder ähnliche Trendsportarten, aber Hauptsache ich mache was. Ich bin ja so der Wolke-Am-Himmel-Typ, wenn es um Sport geht. Sprich: wenn ich eine Wolke am Himmel sehe, dann kann das schon mal ein Grund sein, nicht Walken zu gehen. Anders formuliert, mein innerer Schweinehund ist manchmal sehr mächtig. Dass ich seit Anfang Oktober fast täglich ca. 15 Minuten Sport mache, ist schon sehr ungewöhnlich für mich. Warum das auf einmal klappt? Ich weiß nicht mehr wo ich es gehört oder gelesen habe, aber irgendwie ist mir dieser englische Satz im Sinn geblieben: “It is not about feelings, it is about commitment” . Ich interpretiere den so für mich: Es geht nicht darum wie ich mich fühle, sondern darum, was ich mir vorgenommen habe. Damit entkräfte ich solche Argumente wie “Ich fühle mich gerade so schwer, so müde, so schlapp, so ausgelaugt, so unlustig”. Oder sowas wie “Mir ist nicht danach einen Podcast zu skripten”.

Natürlich gehört auch Näh deinen Stil zu einem wichtigen Motto auf meiner Liste, welches ich für 2020 noch mal auf “Lebe deinen Stil” erweitert habe. Denn Stil ist mehr als nur die Klamotte, die ich mir nähe. Dazu habe ich in der Episode #68 schon ausführlich gesprochen, vor allem was das Thema der Umsetzung angeht.

Aber was ist denn nun mein Wort oder Motto für 2020?

Es ist… Trommelwirbel…Vorwärtsinvestition. So, jetzt denkst du wahrscheinlich: “Was soll das für ein Wort sein? Die hat doch einen Knall!”, dann gib mich bitte noch nicht auf und höre mir weiter zu. Ich habe mir natürlich etwas dabei gedacht und Nein, es soll nicht das Unwort 2020 werden. Ich dachte tatsächlich, dass es dieses Wort gibt, dem ist aber laut laut Duden nicht so und Google hat dazu auch keine Meinung.

Ich nutze also “die besondere Fähigkeit der deutschen Sprache, durch das Zusammensetzen von Wörtern nahezu unbegrenzt neue Wörter bilden zu können”.

Wenn wir schon so eine flexible Sprache haben, kann ich sie auch nutzen. Also Vorwärtsinvestition. Klingt so nach Lohnsteuerhilfeverein, oder?

Das Wort investieren ist klar und vorwärts auch. Es geht darum, etwas, und damit denke ich nicht nur an Geld, als Vorschuss zu geben ohne genau zu wissen, ob sich das was man gibt vermehrt oder nicht, aber die Absicht dahinter ist natürlich, dass sich das was man gibt vermehrt, bzw. Zu einer positiven Veränderung führt. Eigentlich sagt das Wort Investieren dies schon alleine aus, aber ich habe das “Vorwärts” noch mal vorangestellt, um diese Bedeutung für mein Jahreswort zu verstärken. Ich habe keine Ambitionen diese Kreation in den Duden oder eine öffentliche Wort des Jahres Liste zu pushen.

  • Geld investieren: ich kaufe mir Aktien, in der Hoffnung, dass sich mein Geld dadurch vermehrt. Ob das passieren wird, weiß ich nicht mit Sicherheit, aber ich tue es trotzdem, weil wenn das Geld nur auf dem Sparkonto herumliegt, ändert sich nicht viel, sogar zum Schlechten durch niedrige Zinsen bis Minuszinsen, Inflation, aber Finanzen sollen heute nicht das Thema sein. Nicht zu investieren ist ein extremes Sicherheitsdenken, Angst vor Verlusten.
  • Geld in mich investieren: Ich habe sehr viel Geld in ein Coaching investiert für 2020. Das war keine leichte Entscheidung, aber welcher erfolgreiche Athlet trainiert alleine?

(Nebenbemerkung: Mich hier mit einem erfolgreichen Athleten zu vergleichen stellt schon eine Vorwärtsinvestition für mich dar. Denn damit sage ich öffentlich, dass ich etwas erreichen möchte. Dass ich an mich glaube.) Alle erfolgreichen Sportler haben einen Trainer, einen Coach oder sogar mehrere. Ich investiere also gerade eine 5-stellige Summe in dieses Jahrescoaching, auch wenn mir keiner garantieren kann, dass es mir die erwünschten Ergebnisse bringt. Eine solche Garantie kann mir auch keiner geben, weil ich selbst ja die Komponente bin, die die das größte Risiko birgt. Ich bin kein risikofreudiger Mensch, wenn es um Höhen, Schnelligkeit, extreme Sportarten geht, aber Geld aufs Spiel zu setzen um mich selbst herauszufordern, bringt einen Nervenkitzel, der mich anspornt.

  • Vertrauen in andere Menschen investieren oder auch Vertrauensvorschuss: Ich gebe jemandem mein Vertrauen, weiß aber nicht mit Sicherheit, ob die Person es möglicherweise missbraucht oder nicht so verwendet wie ich es möchte. Das kann bei den Kindern sein, denen ich zum ersten Mal den Haustürschlüssel anvertraue, das kann sein die Zügel bei der Hausaufgabenüberwachung lockerer zu lassen oder einem neuen Zahnarzt die Behandlung meiner Zähne anzuvertrauen. Immer wieder muss ich einen Vertrauensvorschuss geben. Für mich bedeutet das zum Beispiel auch, meinen Mitarbeitern Aufgaben anzuvertrauen, die ich bisher erledigt habe. Ihnen auch Aufgabenbereiche zu übertragen, die bisher nur in meinem Kopf existieren.
  • Vertrauen in mich investieren: So, jetzt steigt der Schwierigkeitsgrad. Du kannst nämlich auch dir selbst einen Vertrauensvorschuss geben und sagen: “Ja, ich kann das. Ja, ich mache das. Ich habe es zwar noch nicht ausprobiert, aber ich mache das jetzt einfach, weil eine große Chance besteht, dass mich das voranbringt. (Just do it) Auch wenn keiner mir garantieren kann, dass ich Gewinn damit mache oder Verlust. Aber ehrlich gesagt gewinnst du dabei auf jeden Fall, und wenn es “nur” neue Erkenntnisse sind und das gute Gefühl, es versucht zu haben. Aber das wäre ja schon fast worst cast. Es ist wie es ist. Zu einer Investition gehört in der Regel auch ein Risiko, aber das macht es ja auch so spannend. Was ich mit dieser Investition aber tue ist, mir selbst einen riesigen Vertrauensvorschuss zu geben und zu sagen: ja, das bist du wert und du kannst das erreichen was du willst. Mit dem Geld nagele ich mich selbst darauf fest.
  • Zeit & Energie in andere Menschen investieren: Eine weitere Vorwärtsinvestition ist es Zeit aufzuwenden um ein Ergebnis zu erhalten, das besser ist also vorher. Ich setze mich mit meinem Kind hin um ihm etwas beizubringen, damit es zu einem späteren Zeitpunkt etwas gut kann, das ihm weiterhilft und ggf. Mir auch. Beispiel: Ich übe mit meiner Tochter den Schulweg zu meistern, damit sie ihn nach einiger Zeit alleine bewältigen kann. Sie wird selbstständiger, selbstbewusster und ich habe wieder etwas mehr Zeit, weil ich sie nicht mehr jedes Mal begleiten muss und freue mich an ihrer Selbstständigkeit. Anderes Beispiel: Wir haben gerade eine neue Mitarbeiterin eingestellt. Wir investieren hier als Unternehmen Zeit, Vertrauen und Geld, damit wir langfristig eine produktive Unterstützung haben.
  • Zeit & Energie in mich investieren: Ähnlich wie beim Geld und Vertrauen, ist dies möglicherweise wieder die schwerste Übung für dich. Im Club komme ich immer und immer wieder auf die Tiger-Time zurück. Zeit, die du für dich einplanst und auch einhältst. Denn diese Zeit für dich ist eine Dreifach-investition: sie bringt dir die Vorfreude auf den Moment (wie mir die Nähcamp-Teilnehmerinnen immer berichten), während der Tiger-Time erfreust du dich (z. B. beim Nähen, beim Zusammenstellen deiner Schnittkollektion, beim Sport) und danach kannst du dich an den Früchten der Zeit erfreuen und von dieser Zeit zehren, wenn der Alltag mal wieder hektisch ist. Der vorhin erwähnte Morgensport ist eine solche Vorwärtsinvestition. Kurzfristig geht es mir besser, wenn ich mich nicht körperlich anstrenge. Ich mache diese Übungen aber, weil sie eine relativ sichere Investition sind. Langfristig geht es mir mit regelmäßigen Übungen besser also ohne. Ich tausche also meine morgendliche Schwere gegen 15 Minuten Anstrengung, um den Tag über und langfristig einen belastbaren Körper zu haben. Auch hier bekomme ich keine Garantie, dass das funktioniert, dass ich nicht krank werde oder mir ein Bein breche, aber nichts zu tun ist eben auch keine Option.

Wie sieht es bei dir aus?

Wie leicht fällt es dir, einen Vertrauensvorschuss zu geben? Daran zu glauben, dass die andere Person dein Vertrauen wert ist, dass sie es schaffen kann? Fällt es dir leichter anderen Menschen oder dir selbst einen Vertrauensvorschuss zu geben? Fällt es dir leichter in einen anderen Menschen oder in dich selbst Geld und Zeit zu investieren? Aus vielen Gesprächen mit anderen Frauen weiß ich, dass viele Frauen sich schwer damit tun mutig in sich zu investieren, auf allen 3 Ebenen. Hebe die Hand, wenn du dazu gehörst. Aussagen wie: “Ich hatte keine Zeit für mich, weil ich mich um … kümmern musste.” Meine Hand ist auch oben, aber ich denke so oft, dass ich ein Vorbild für meine Kinder und vor allem für meine Tochter sein möchte. Ich möchte, dass sie in sich investiert, dass sie sich etwas wert ist. Wie kann sie das ohne, dass es ihr vorgelebt wird?

Mein Wort des Jahres 2020 ist also “Vorwärtsinvestition”, zwar ein kleiner Zungenbrecher, aber für mich aus heutiger Sicht stimmig. Das Wort motiviert mich und gibt mir das gute Gefühl, die richtigen Weichen für 2020 gestellt zu haben. Denn das, was diese Vorwärtsinvestition mit sich bringt ist langfristig Wachstum und das gute Gefühl, Versprechen, die ich mir selbst gegeben habe, auch zu halten.

Dies ist die letzte Podcastepisode in 2019. Ich möchte mich bei dir fürs Zuhören dieser und anderer Episoden bedanken. Ich hoffe, dass ich dir Ideen, Inspiration und Unterhaltung in 2019 geben konnte.

Am 1.1. Etwas außer der Reihe, kannst du dann wieder ein Gastinterview im Podcast hören, und zwar mit Kira von The Couture. Ein spannender Werdegang, den Kira in der Nähszene hingelegt hat. Hör unbedingt rein!

Ich wünsche dir Frohe Weihnachten und einen Guten Rutsch ins Neue Jahr. Lass es dir gut gehen. Wir hören uns in 2020 wieder. Und jetzt lasse ich dich mit einer Frage zurück: Was ist dein Wort oder Motto für 2020?

Ganz liebe Grüße,

Deine Elke

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