Mein Mann und ich, wir sitzen uns im Büro gegenüber. Er kümmert sich neben anderen Projekten hier bei Elle Puls auch um die Buchhaltung. Letztens schaute er mich über unsere Bildschirme hinweg an und sagte: “Schatz, das Finanzamt will eine Nachzahlung für 2016-2018!”. Mir schwante nichts Gutes. Bevor ich fragen konnte, nannte er mir die fünfstellige Summe, die mir Schluckbeschwerden verursachte. Scheiße! Sorry, aber das war das einzige, was mir dazu einfiel. Natürlich waren wir nicht ganz unvorbereitet, aber dass es so viel ist …
Als ich meinen Blog startete, war es ein Experiment, ein kleines Projekt neben drei Kindern und meinem neu entdeckten Näh-Hobby. Es war nicht meine Absicht, damit Geld zu verdienen. Das hat sich mit der Zeit ergeben. Ich bin immer kleine Schritte gegangen, die mir neue Möglichkeiten eröffnet haben. Ich habe immer die Augen offen gehalten und einfach Sachen ausprobiert. Es gab anfangs auch keine finanzielle Notwendigkeit, es war mehr Selbstverwirklichung.
Bis zu dem Punkt als mein Mann seine Arbeit verlor. Er hat schnell wieder einen neuen Job gefunden, aber dieses Ereignis hat mich dazu gebracht, anders über meine Einkünfte aus den E-Books nachzudenken. Wäre es nicht gut, wenn der Blog ein richtiges zweites Standbein für unsere Familie sein könnte? Ich wurde ehrgeiziger und begann mehr über Marketing zu lernen. Die Idee, langfristig unsere Familie tragen zu können hat mich beflügelt, aber gleichzeitig auch belastet. Was, wenn das doch nicht funktioniert? Kann ich das wirklich schaffen? Ich bin doch keine Schneiderin, keine Schnittdirektrice und in Sachen Marketing wusste ich auch nur das, was ich in meinem Karten-Business gelernt hatte. Dafür kann ich mich ausgesprochen gut selbst anzweifeln. Haha, nicht gerade hilfreich. Aber ich kann aus einem Achterbahn-Tal auch wieder herauskommen. Ich glaube, das ist eine Eigenschaft, die man unbedingt braucht, wenn man sein eigener Chef ist.
In letzter Zeit werde ich immer wieder von Kundinnen darauf angesprochen, wie es denn so sei, wenn man das Hobby zum Business macht. Anscheinend verfolgen sie meinen Weg zum Teil schon von Anfang an. Sprich, seit 7 Jahren! Verrückt! Vielen Dank an meine Community an dieser Stelle für die tolle Unterstützung über die Jahre! Wenn du dich auch mit dem Gedanken trägst, mehr aus deinem Hobby zu machen oder es dich einfach nur interessiert, dann lies weiter, denn ich beantworte hier die 5 Fragen, die mir zu diesem Thema am häufigsten gestellt werden.
1. Wie ist das so, wenn man sein Hobby zum Business macht?
Was soll ich sagen? Es ist eine Achterbahn der Gefühle. Ein Höhenflug ist z. B., wenn die Tickets für ein Nähcamp schnell verkauft sind, wenn ein Schnittmuster nach wochenlanger Arbeit endlich online geht und gut gekauft wird, wenn ich tolles Feedback zum Podcast bekomme, eine Kundin nach einer Farbberatung glücklich nach Hause fährt und vieles mehr.
Aber sei versichert, das nächste Tal kommt bestimmt. Wenn man wochenlang an einem Projekt gearbeitet hat und es nicht gekauft wird. Dann zweifle ich immer gleich das große Ganze an, dramatisiere alles. Oder wenn so eine Steuernachzahlung kommt, dann frage ich mich, ob das alles überhaupt profitabel sein kann, was wir machen. Und ich dramatisiere dann wieder.
Das schönste ist, dass ich meine Ideen umsetzen kann. Viele Wochenenden gehen drauf, einerseits für die Nähcamps, andererseits, wenn wieder ein Produkt an den Start geht und kurz vorher noch 1000 Sachen erledigt werden müssen. Familienausflüge am Wochenende sind eine Seltenheit geworden. Wo ich das gerade schreibe, wird mir bewusst, dass sich das wieder ändern muss. Andererseits haben die Jungs auch schon oft ihre eigenen Pläne am Wochenende. Vielleicht ist es ja auch der Lauf der Dinge, dass gemeinsame Ausflüge weniger werden, wenn ein Teil der Familie sich in das Abenteuer Pubertät begibt…
Wenn man sein Hobby zum Business macht, wird es ein Job. Natürlich nicht irgendein beliebiger, einer bei dem ich frei agieren, mich selbst verwirklichen kann, aber auch eine Verantwortung trage. Damit kann ich auch gleich überleiten zur nächsten Frage.
2. Hast du überhaupt noch Zeit zum Nähen?
Das ist eine berechtigte Frage. Alles dreht sich bei Elle Puls ums Nähen von Kleidung. Egal ob es Schnittmuster, Blogbeiträge, Events, Online-Kurse oder Einzelberatungen sind, aber ich selbst nähe momentan nur selten. Auf den Nähcamps könnte ich theoretisch, aber da ist es mir wichtiger mit möglichst vielen Teilnehmerinnen ins Gespräch zu kommen und Fragen zu beantworten. Außerdem bin ich als Veranstalterin ja nicht dort um selbst zu nähen, sondern allen anderen ein schönes Näh-Erlebnis zu ermöglichen.
Ja, ich würde gerne wieder mehr nähen und ich weiß, dass ich es könnte, wenn ich mir meine Zeit noch besser einteilen würde. Aber andererseits sehe ich gerade auch wie beängstigend schnell meine Kinder wachsen und ich will mir die Zeit für Gespräche mit ihnen nehmen, der Kleinen vorlesen und danach bin ich manchmal einfach nur platt und gehe mit einem Buch ins Bett.
Wenn du überlegst, dein Hobby zum Business zu machen, dann muss dir bewusst sein, dass es dann immer weniger Hobby wird und immer mehr Job und Pflicht. Wenn es darum geht neue E-Books zu entwickeln, dann musste ich immer viel nähen. Mit Betonung auf “musste”, denn wenn ich einen Schnitt immer und immer wieder nähe nur wegen der Passform oder um nach jeder Naht ein Foto für die Anleitung zu machen, dann ist es mehr Pflicht.
Ideal ist es auch immer, wenn ich etwas nähe, was ich auch im Blog zeigen kann. Wenn ich also vor der Wahl stehe Unterwäsche für meine Tochter zu nähen und einer Bluse für mich, sagt mir mein Verstand, dass ich die Bluse nähen muss. Manchmal gebe ich aber auch meinem Herzen nach und nähe was für meine Tochter. Denn letztendlich möchte ich, dass das Nähen trotz aller (schöner Pflicht) auch eine Freude bleibt und ich mich dabei entspannen kann. Manchmal gibt es Tage, da denke ich, ich brauche ein neues Hobby, weil das Nähen keines mehr ist, aber letztendlich kehre ich immer wieder zum Nähen zurück, weil es das schönste Hobby (und die schönste Arbeit) der Welt ist.
3. Wie ist das eigentlich so mit dem eigenen Mann zusammen zu arbeiten?
Das ist eine sehr beliebte Frage! Als ich Anfang letzten Jahres die Nähcamp-Tour startete, wurde mir klar, dass ich Unterstützung benötige. Ich wollte jemanden, der mich in verschiedenen kreativen Bereichen unterstützt. Mein Mann meinte, es wäre doch besser mit einem Mitarbeiter zu starten, der zur Familie gehört… Puh, echt jetzt? Du kannst doch gar nicht nähen! Bei mir musste dieser Gedanke wirklich sacken. Also so richtig. Ob das wohl gut gehen kann? Mit meinem Mann, der jahrelang Hotels geleitet hat? Wer würde das Ruder bei uns beiden führen? Das stellte ich mir sehr schwierig vor.
Und die Frage auch, wie sich mögliche Streitigkeiten im Job auf unsere Ehe und Familie auswirken würden. Und anders herum. Was, wenn wir uns privat streiten? Wäre eine Zusammenarbeit im Büro überhaupt möglich? Aber nur durchs Ausprobieren würden wir es herausfinden. Gerade die ersten Wochen und Monate waren nicht einfach. Wer übernimmt welche Aufgaben? Wer macht wann was? Meine Arbeitsweise war bis dato sagen wir mal, lustorientiert. Über einen Redaktionsplan hatte ich nie groß nachgedacht, aber nun saß mir jemand im Nacken mit “Wir brauchen Strukturen, sonst funktioniert das nicht!”. “Du musst mir deine Gedanken mitteilen. Ich kann nicht in deinen Kopf schauen!”.
Sagen wir mal so: es ist wie mit der Ehe. Manchmal läuft alles super, und manchmal auch nicht.
4. Wie kannst du dabei nachts noch schlafen?
Diese große Verantwortung, dass das Geschäft die Familie tragen muss. Wie kann ich dabei noch schlafen? Komischerweise schlafe ich ziemlich gut. Es sei denn, ich lese, höre oder sehe am Abend noch etwas, das mein Kopfkino aktiviert. Dann wird es schwer mit dem Einschlafen.
Ich konnte schlechter einschlafen, als ich noch Angestellte war. Da hatte ich immer das Gefühl, den Erwartungen meines Arbeitgebers gerecht werden zu müssen ohne dabei aber die Kontrolle über die Variablen zu haben. Die Variablen waren damals, dass ich monatliche Verkaufsberichte für den Abteilungsleiter machen musste. Ich wusste aber, dass die Schar an Verkäufern da sehr, sagen wir mal, frei, ihre Zahlen zusammengestellt haben. Ich konnte immer nicht schlafen, wenn ich diesen Bericht abgegeben habe und immer wenn ich die Durchwahl meines Chefs am Telefon gesehen habe, ist mir der Schweiß ausgebrochen! In diesem Konzern fühlte ich mich als Rädchen in einem großen, nicht geschmierten Getriebe.
Ich fühle mich viel besser, wenn ich mehr Einfluss auf das habe, was ich tue. Wenn ich mit meiner Arbeit anderen Menschen direkt helfen, bzw. ihnen eine schöne Zeit ermöglichen kann. Für alles gibt es kurze Wege und muss nicht durch zig Abteilungen gehen bevor eine Entscheidung getroffen und umgesetzt wird.
Ein gewisses Risiko ist natürlich da, aber das ist es genauso als Angestellte. Denn auch dort arbeitet man für ein Unternehmen (außer als Beamter), das den gleichen Marktrisiken ausgesetzt ist wie Elle Puls. Und wie schnell man seinen Job verlieren kann, haben wir ja an meinem Mann und auch sonst im Bekanntenkreis schon gesehen. Bestimmt wird es auch immer mal wieder schlaflose Nächte geben. Und vielleicht kommt eines Tages auch alles ganz anders. Es bleibt spannend!
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