So ein bisschen Asymmetrie und Drapierung bei einem Kleidungsstück lässt die Körperkonturen verschwimmen. Das Auge gleitet über die Körperpartie ohne genau “Maß nehmen” zu können. Nicht umsonst ist der Side-Tuck so beliebt. Das ist der “Fachbegriff” für den Look, bei dem man ein Shirt oder eine Bluse nur so halb in die Hose steckt. Das sieht einerseits lässig aus und andererseits lenkt diese Asymmetrie das Auge ab. Beim Hinsehen weiß man nicht genau, wie breit die Hüft- bzw. Taillenregion wirklich ist. Petra nannte das Shirt “Mahé” im Probenähen schon liebevoll “Plätzchenverstecker”. Mir gelingt der “echte” Side-Tuck-Look mit Bluse oder Shirt selten. Ein Shirt muss genau die richtige Weite, Länge und den richtigen Fall haben für diesen Look. Spätestens nach dem ersten Gang zur Toilette nimmt das Schicksal seinen Lauf. Entweder ich bin zu faul, mir das Oberteil wieder kunstvoll in den Hosenbund zu stecken oder ich habe keinen großen Spiegel zur Hand um den Sitz zu überprüfen. Beim Shirt “Mahé” sitzt der Side-Tuck von alleine.
Und wenn du jetzt denkst, dass der Knoten am Saum vielleicht ganz schön ist, aber die freien Schultern bestimmt nichts für dich sind, dann sage ich: “Halt. Stopp! Du kannst das Shirt auch mit normalen Ärmeln nähen.”
Ich mag die Cutouts an der Schulter, weil ich so am Oberkörper mehr Haut zeigen kann ohne den Halsausschnitt vertiefen zu müssen. Meine anfängliche Sorge, ich könne dadurch mehr frieren, hat sich nicht bestätigt.
Das Shirt lässt sich sehr gut solo tragen, macht aber auch als Kombiteil eine gute Figur.
Stoffempfehlung Viskosejersey
Ein Schnitt wird für eine bestimmte Stoffqualität konstruiert. Man kann einfach nicht erwarten, dass ein Kleidungsstück bei verschiedenen Stoffqualitäten immer gleich sitzt. Der Schnitt “Mahé” ist für Viskosejersey und ähnliche Jerseys mit schönem Fall wie z. B. Modaljersey gemacht.
Beim Probenähen haben wir sowohl Baumwoll- als auch Viskosejersey getestet. Es gibt auch hochwertige Baumwolljerseys mit schönem Fall, aber bei meinem weißen Shirt ist das nicht der Fall. Da ärgere ich mich, dass ich diesen reinen Baumwolljersey verwendet habe, weil die Falten einfach starrer sind.
Viskosejersey ist übrigens nicht gleich Viskosejersey. Es gibt den Viskosejersey, den viele fürchten, den der sich an jedes Röllchen schmiegt und hervortreten lässt. Es gibt aber auch dickere mit einem tollen Fall und samtiger Oberfläche wie z. B. den Vintagejersey, den ich für mein Kielo Wrap Dress letzten Sommer verwendet habe. Vergleiche beim nächsten Besuch im Stoffladen mal verschiedene Qualitäten. Ich hatte auch schon Jerseys in der Hand, bei denen ich nicht glauben wollte, dass sie aus Baumwolle sind, weil sie sich verhalten haben wie Viskose. Und umgekehrt.
Was ich damit sagen möchte: nicht gleich wegrennen, nur weil die Stoffempfehlung für ein Kleidungsstück Viskosejersey ist, sondern einfach mal genauer hinschauen.
Der Stoff für das grau-silberne Shirt mit den Cutouts ist zum Beispiel aus einer Mischfaser gestrickt. Die genaue Zusammensetzung konnte ich nicht ermitteln, aber so schnell wie das Shirt trocknet muss auf jeden Fall ein größerer Anteil Polyester enthalten sein. Der Stoff fasst sich trotz der feinen Silberfäden total schön an und lädt sich auch nicht statisch auf. Daraus habe ich gelernt, dass auch Polyester nicht immer gleich Polyester ist. Wenn ich die Wahl habe, nehme ich lieber die Naturfaser, aber in diesem Fall habe ich den Kauf nicht bereut. Das Shirt war im letzten Sommer mein liebstes.
Video | Stoffempfehlung Viskosejersey
In diesem kurzen Video zeige ich dir, wie unterschiedlich Jerseys aus Viskose und Baumwolle fallen.
Jana, meine Probenäherin hier vor Ort hat den Slub-Viskosejersey von Pepelinchen verwendet. Der Stoff eignet sich hervorragend für ein “Mahé”.
Eine große Auswahl an Viskosejerseys in verschiedenen Farben, Mustern und Qualitäten findest du bei stoffe.de (Affiliate Link).
Der Schnitt ist nichts für dich? Oder doch?
Wenn du jetzt grundsätzlich sagst: “Bei dem Schnitt bin ich raus. Der ist nichts für mich.”, dann überspringe am besten meinen morgigen Blogpost, denn in dem werde ich gestreifte und gemusterte Designbeispiele aus dem Probenähen vorstellen.
Von Anfang an habe ich mich schon gefragt, wie die Drapierung am Saum wohl mit Streifen aussehen mag, war aber nicht so mutig es gleich auszuprobieren. Wie gut, dass drei der Probenäherinnen sich gleich an die Streifen gewagt haben. Als ich die Fotos gesehen habe, musste ich mir auch gleich Streifen besorgen!
Übrigens: der Schnitt ist für eine Körpergröße von 1,68 m ausgelegt, hat aber wie immer Änderungslinien zum Verlängern und Verkürzen.
Wenn du weitere “Mahés” sehen möchtest, dann freu dich auf die Designbeispiele morgen hier im Blog!
Bis dahin.
Liebe Grüße,
Elke
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